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Ruf und Rat bietet Männern Hilfe, die sexualisierte Gewalt erfahren haben

Seit dem 1. Juli macht die Plakatkampagne „Tatort Mann“ in der Stuttgarter Innenstadt auf ein Tabuthema aufmerksam: sexualisierte Gewalt gegen Männer. Mit ihrer Initiative #MEnTOO bietet die katholische Beratungsstelle „Ruf und Rat“ Betroffenen psychologische und juristische Hilfe. Philipp (Name geändert) ist als Kind auf einem Campingplatz von einer Frau sexuell missbraucht worden. Seit zwei Jahren ist er in der Beratung und stellt fest: „Erst durch die Gespräche konnte ich das Geschehene richtig verstehen und einordnen und einen Weg finden, damit umzugehen.“

 

 

Sexualisierte Gewalt betrifft nicht nur Frauen. Über 13 Prozent – also mehr als fünf Millionen – Männer in Deutschland haben laut einer Studie* in ihrer Kindheit, Jugend oder im Erwachsenenalter Übergriffe erlebt. Das öffentliche Bewusstsein dafür fehlt jedoch häufig. „Männer werden in unserer Gesellschaft kaum als Betroffene sexualisierter Gewalt wahrgenommen“, sagt Mihaela Macan, Traumatherapeutin und psychologische Beraterin bei Ruf und Rat. „Es entspricht nicht dem tradierten Männerbild, nach dem ein Mann immer stark, dominant und wehrhaft ist.“ Selbst Betroffene deuten aus diesem Verständnis heraus sexuelle Grenzverletzungen häufig falsch oder verharmlosen sie. „Bei diesen Taten werden Abhängigkeiten und Machtgefälle ausgenutzt“, so Macan, „gerade in der Kindheit und Jugend, aber auch im Arbeitskontext oder in Beziehungen.“ Die Folgen für Betroffene sind vielfältig und reichen von Schlafstörungen und Albträumen über Ängste und Depressionen bis hin zu aggressivem Verhalten gegen sich selbst oder andere.

Philipp: „Habe das Geschehene lange verdrängt“

Wie wichtig #MEnTOO ist, zeigt die Geschichte von Philipp (Name geändert). Als Kind wurde er während eines Campingurlaubs von einer jungen Frau missbraucht. „Ich habe erst spät verstanden, was damals passiert ist“, erzählt er. „Lange habe ich es verdrängt, doch schließlich in einer ernster werdenden Beziehung gemerkt, dass ich Probleme mit Nähe und Intimität habe. In einer emotional schwierigen Zeit kamen dann die Flashbacks.“

Von Partnerin ermutigt

Philipps Partnerin ermutigte ihn, sich Hilfe zu holen. Über eine Internetrecherche kam er zu #MEnTOO. „Ich konnte das Geschehene endlich einsortieren, habe Antworten auf meine Fragen und Orientierung bekommen“, so Philipp. Er habe sich zwar schon zuvor seiner Lebensgefährtin und auch Freunden anvertraut, doch die Gespräche mit einer Expertin seien etwas anderes. „Mit Frau Macans Hilfe konnte ich mir bewusst werden, dass ich keine Schuld trage, dass die Erlebnisse der Vergangenheit angehören und ich jetzt in Sicherheit bin. Ich habe Methoden kennengelernt, die mir helfen, besser mit den Erfahrungen umzugehen.“

Erstes spezialisiertes Angebot für Männer

Seit März 2023 bietet Ruf und Rat, die Psychologische Beratungsstelle Stuttgart für Lebens- Paar- und Familienberatung, mit #MEnTOO ein spezialisiertes Hilfsangebot für Männer, die sexualisierte Gewalt erlebt haben. Das Angebot umfasst psychologische Einzel- sowie juristische Erstberatung. Die Unterstützung orientiert sich an den individuellen Bedürfnissen der Betroffenen. „Wir richten uns ganz stark nach dem, was der Klient braucht und möchte“, betont Macan. In den Gesprächen, die sie und ihre drei Kolleginnen und Kollegen mit Betroffenen führen, gehe es wie bei Philipp häufig darum, Erlebnisse einzuordnen und Glaubensätze zu hinterfragen, die sich durch die Gewalterfahrung entwickelt haben. Die Mitarbeitenden stehen unter der gesetzlichen Schweigepflicht.

Rechtliche Beratung auch im kirchlichen Kontext

Die Juristin Sophie Sonntag zeigt Betroffenen zudem bei Bedarf rechtliche Möglichkeiten – auch im kirchlichen Kontext – auf, informiert über Verjährungsfristen und Entschädigungsleistungen. „Die Verjährungsfristen sind in den letzten Jahren verlängert worden, in diesem Bereich ist zum Glück etwas passiert. Es ist in jedem Fall sinnvoll, sich beraten zu lassen, und sich im Falle einer Strafanzeige Hilfe an die Seite zu holen, da Ermittlungen und Prozesse für Betroffene belastend sein können“, so die stellvertretende Leiterin von Ruf und Rat.

„Die Wahrheit tut weh, Auseinandersetzung lohnt sich“

Philipp möchte andere Betroffene dazu ermutigen, sich Hilfe zu holen. „Die Wahrheit tut weh, aber es lohnt sich, sich mit ihr auseinanderzusetzen.“ Auch Macan nimmt mit Respekt und Freude die positive Entwicklung ihrer Klienten wahr. „Es braucht Zeit, aber es ist möglich, trotz dieser schrecklichen Erfahrungen ein glückliches Leben zu führen.“ Beide wünschen sich mehr Sichtbarkeit für das Thema und freuen sich deshalb über die aktuelle Kampagne.
Mehrere großflächige Plakate zeigen den Schriftzug „Tatort Mann“. Auffällig dabei: Das Wort „Mann“ wird an den Rand gedrängt – sinnbildlich für die gesellschaftliche Verdrängung des Problems. „Dabei kennen wir vermutlich alle jemanden, der betroffen ist – ohne es zu wissen. Es kann der Kollege, der Nachbar oder sogar der eigene Bruder sein“, so Macan.
Die von der Agentur Schmittgall HEALTH entwickelte Kampagne läuft noch den gesamten Juli.

Kostenbeteiligung ist freiwillig

#MEnTOO ist in Stuttgart das erste und immer noch einzige spezialisierte Beratungsangebot für Männer, die sexualisierte Gewalt erlebt haben. Finanziert wird es zum Großteil von der Diözese Rottenburg-Stuttgart sowie durch Fördermittel des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration. Für Klienten ist das erste Gespräch kostenfrei, danach werden sie um eine freiwillige Kostenbeteiligung gebeten, deren Höhe sie selbst festlegen. Klienten, die keinen Eigenbeitrag leisten können, erhalten kostenlose Beratung. *Studie „Gesundheit und Sexualität in Deutschland“ (GeSiD), 2021, durchgeführt vom Institut für Sexualforschung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf

*Studie „Gesundheit und Sexualität in Deutschland“ (GeSiD), 2021, durchgeführt vom Institut für Sexualforschung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf

 

 

 

In Kooperation mit der jetzt.stuttgart – Profilstelle starten wir eine neue Gruppe für junge Erwachsene (18 bis 35 Jahre) zum Thema „Mentale Gesundheit“.

Die Gruppe wird von Johannes Löhbach und Lorena Mayer geleitet und orientiert sich an Themen, die diese Altersgruppe beschäftigen.
Dabei kann jede*r Themen und Fragen einbringen und es wird immer wieder fachlichen Input geben. Die Gruppe ist offen für alle Menschen dieser Altersspanne und findet in geschütztem Rahmen statt.

Die Gruppe findet regelmäßig etwa alle zwei Wochen dienstags von 17:30 bis 19:00 Uhr im Haus 44 (Raum 214 im 2.Stock), Fritz-Elsas-Straße 44 in 70174 Stuttgart statt. Die Teilnahme ist kostenfrei.

Anmeldungen für die regelmäßigen Gruppentreffen können jederzeit unter beratungszentrum@ruf-und-rat.de erfolgen.